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    11.03.2016

    PORTRÄT: Vom Biathlon-Star zum Star im Kinderzimmer

    SUPERILLU: Kati Wilhelm, 39, holte in ihrer aktiven Zeit bis 2010 dreimal Olympia- und fünfmal WM-Gold. Heute steht die Thüringerin wahlweise vor der Kamera der ARD oder hinterm Tresen ihres Lokals. Und dazwischen genießt sie ihr Mutter-Dasein.

    Sechs Jahre ist es jetzt her, dass Kati Wilhelm Skier und Waffe an den Nagel hängte und ihre erfolgreiche Biathlon-Karriere beendete. Seitdem ist viel passiert. Heute ist sie zweifache Mutter, arbeitet als Kommentatorin für die ARD, wird regelmäßig als Motivationsrednerin gebucht und leitet in ihrer Heimat Steinbach-Hallenberg ein Lokal. Viel Freizeit bleibt da nicht. Aber das macht der 39-Jährigen nichts aus …

    Kati, seit Ihrem Karriereende tanzen Sie auf so vielen Hochzeiten – wann lagen Sie zuletzt auf der Couch und haben mal gefaulenzt?
    Heute Nachmittag für zehn Minuten. Aber auch nur, weil meine Tochter gerade krank ist und die Mama neben sich haben wollte … Ansonsten sind solche Momente eher selten. Aber das macht mir nichts aus, weil mir die unterschiedlichen Dinge, die ich tue, sehr viel Spaß machen und ich mich auch nie langweile. Vor allem die Zeit mit meinen Kindern genieße ich sehr. Deshalb ist es nicht schlimm, dass die Zeit für mich gerade etwas kurz kommt … Im Kino war ich zum Beispiel zuletzt, als ich mit Lotta schwanger war. Sie wird jetzt übrigens vier. (lacht)

    Was ist das Schönste am Mama-Dasein?
    Dass man die Liebe, die man gibt, ungefiltert zurückbekommt. Wenn mich Jakob anstrahlt oder Lotta mir sagt, wie sehr sie mich lieb hat, da geht einem echt das Herz auf. Und zu sehen, wie gut sich die zwei verstehen und wie sie miteinander rumtollen, das ist einfach nur schön.

    Ihr Partner Andreas Emslander ist als Cheftechniker des Biathlon-Teams im Winter viel unterwegs. Wie kommen Sie und die Kinder damit klar?
    Jetzt war er gerade eine ganze Woche da, aber dann ist er auch mal wieder am Stück drei Wochen weg. Genau deshalb nehme ich die Kinder auch oft zu den Weltcups mit, wenn ich für die ARD arbeite. Da sieht Andi sie zumindest abends. Dann essen wir im Hotel Abendbrot zusammen, und er bringt sie mit ins Bett. Wir kommen also gut klar mit der Situation. Andere Väter sehen ihre Kinder ja berufsbedingt auch nicht täglich. Und ich hab das große Glück, dass meine Eltern mit im Haus wohnen und uns unterstützen.

    Wenn Andreas daheim ist, sind Sie dann gleichberechtigte Partner in der Kinder- und Haushaltsbetreuung?
    Ja, wir teilen uns das. Er ist zum Beispiel für das Abendbrot zuständig. Und danach macht er Lotta und ich Jakob bettfertig. Das funktioniert gut.

             „Ich gehöre nicht zu den Frauen, die unbedingt geheiratet werden müssen“

     

    Jan Hofer hat kürzlich eine Windel-Debatte losgetreten, als seine Lebensgefährtin verriet, dass er keine Windeln wechseln würde. Wie ist das bei Ihnen daheim?
    Na ja, Andi ist nicht wahnsinnig erpicht darauf – aber wenn’s sein muss, macht er es schon.

    Sie werden im Sommer 40. Blöder Gedanke?
    Die Zahl hört sich schon krass an. 40 klingt irgendwie alt. Aber ich fühl mich nicht so. Deshalb erschrecke ich schon manchmal vor der Realität. Wenn ich zum Beispiel höre, wie alt die Mädels in der Nationalmannschaft sind. Oder die Mütter anderer Kinder in der Kita … 40 ist schon noch mal ’ne andere Hausnummer als 30. Wie man merkt, bin ich noch dabei, mich an die Zahl zu gewöhnen.

    Sie und Andreas sind jetzt seit zehn Jahren zusammen. Wäre das schönste Geburtstagsgeschenk nicht ein Verlobungsring?
    Nee. (lacht) Ich bin eh nicht so der Schmuckträger. Außerdem würde er nur stören, wenn ich in meinem Lokal hantiere. Kurzum: Ich gehöre nicht zu den Frauen, die unbedingt geheiratet werden müssen.

    Sie haben vor anderthalb Jahren in Ihrer Heimat Steinbach-Hallenberg das Lokal „Heimatlon“ eröffnet. Wie läuft es bisher?
    Sehr gut. Ich denke, wir haben uns hier mittlerweile einen ganz guten Namen gemacht. Zumindest haben wir viele Gäste, dieuns sehr regelmäßig besuchen.

    Haben Sie sich das Leben als Lokalbesitzerin genauso vorgestellt, wie es jetzt ist?
    Ehrlich gesagt hatte ich keine Ahnung, was mich erwartet, und hab es mir auch ein bisschen anders vorgestellt. Mir war nicht klar, wie viel Arbeit man so drumherum hat. Also der ganze bürokratische Schnickschnack. Und dass ich plötzlich Chefin bin, da musste ich mich erst reinfuchsen. Und ich weiß bis heute manchmal nicht, ob das jetzt richtig ist, was ich tue. Aber was zählt, ist, dass der Laden läuft und die Leute zufrieden sind. Das liegt auch sehr an meinem Koch. Der ist Gold wert.

    Seit Neuestem tragen Sie häufig Brille …
    Ja, seit letztem Jahr, als mir auffiel, dass ich auf dem ARDMonitor die Zahlen für die Analyse nicht mehr richtig lesen konnte und beim Gemüseregal im Supermarkt ganz nah rangehen musste, um zu sehen, woher der Spargel kommt. Ich schiebe es auf die Schwangerschaften. Ich hab gehört, da verschlechtert sich bei vielen Frauen die Sehkraft. Ich wehre mich also vehement dagegen, dass das nun die erste Alterserscheinung ist. (lacht)

    Quelle SUPERILLU / Interview: Susi Groth