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    20.07.2014

    Thüringer Biathlon-Nachwuchs ist Feuer und Flamme

    Oberhof. Behutsam legt Alicia Willing die goldene Medaille in die Hand und betrachtet sie von allen Seiten. Schwer ist sie. Ihre Augen beginnen zu leuchten. Aber nur kurz.

    Jede der drei Medaillen, die von Hand zu Hand gehen, steht für eine Geschichte. Es sind die von Weltklasse-Biathletin Kati Wilhelm. Mit ihrem langjährigen Förderer Knauf hat sie 17 Nachwuchstalente aus sechs Landesverbänden zum zweiten Kati-Camp nach Oberhof eingeladen. "Ich erfülle mir damit ei­nen Traum. Ich wollte immer gern die Erfahrungen aus meiner aktiven Zeit weitergeben", erklärt die 37-Jähige und strahlt. Die 13- bis 15-Jährigen Mädchen und Jungen sind die Jahrgangsbesten. Gemeinsam reist die Gastgeberin nun mit ihnen in die Vergangenheit, in die Zeit als aktive Sportlerin. Es war eine erfolgreiche - gekrönt von drei goldenen und einer Bronzemedaille von drei Olympischen Spielen. Gespannt lauschen die jungen Teilnehmer. Da ist zum Beispiel die Episode von der Goldenen aus dem Verfolgungsrennen von Turin 2006. "Ich konnte den Moment richtig genießen, weil ich einen großen Vorsprung hatte. So war für mich auf der Zielgerade noch Zeit, eine Fahne zu holen und mit ihr ins Ziel zu fahren." Solche Momente des Glücks will Alicia Willing selbst einmal erleben. Noch steht sie am Anfang. Die D-Kadersportlerin des Luisenthaler SV kam mit Vier zum Langlauf. Sechs Jahre später folgte das Schießen. Biathlon reizt sie. "Man kann nicht vorhersagen, wer gewinnt. Es gehört Laufen und Schießen dazu." Der Beleg folgteam Sonntag. Zum Abschluss steht ein kleiner Biathlon-Wettkampf an. Dafür waren per Los sechs Staffeln mit je drei Läufern gebildet worden. Startläuferin Alicia Wil­ling bekommt Philipp Lipowitz (Baden-Württemberg) und Alexander Bender (Bayern) zugelost.

    Vier Schuss, vier Treffer - und plötzlich Hektik

    Beim Anschießen glänzt Alicia mit fünf Treffern. Doch ist sie nervös. Dann gibt Kati Wilhelm endlich das Signal zum Start. Nach einer kleinen Runde erreicht die Sportschülerin als Zweite den Schießstand. Die Bewegungen sind automatisiert. Viermal wird die schwarze Scheibe weiß. Plötzlich Hektik. Eine Patrone hat sie rausrepitiert und gibt - mit viel Verzögerung - den letzten Schuss ab. Nervenstark trifft Alicia auch mit ihm. Als Vorletzte holt sie Meter um Meter auf, während die Konkurrenz in der Strafrunde kreiselt, und erreicht als Vierte das Stehendschießen. Es ist eigentlich bei ihr eine "wackelige" Angelegenheit. Nicht diesmal. Nur ein Fehler, eine Strafrunde, die Alicia Willing erleichtert läuft. "Heia, auf gehts", feuert Kati Wilhelm alle an. Die Worte scheinen Alicia zu beflügeln. Sie wechselt als Zweite auf Alexander Bender. Ein spannendes Rennen entwickelt sich. Ein Zweikampf - besonders mit der Staffel von Anna-Maria Richter, Janik Eckstein (beide Thüringen) und Danilo Riethmüller (Niedersachsen). Die liegt vorn. Vier Fehler im Stehendanschlag von Philipp Lipowitz sind dann zu viel. Er überquert die Ziellinie als Zweiter. Alicia ist damit dennoch zufrieden. Die Schülerin des Oberhofer Sportgymnasiums konnte sich wie alle am Ende als Sieger fühlen. Es zählte der Spaß. Der war allen auch bei der Siegerehrung anzusehen. Kati Wilhelm überreicht dem erstplatzierten Team Glaspokale. Es gibt für alle kleine Präsente, Urkunden und natürlich viele schöne Momente aus drei erlebnisreichen Tagen im Kati-Camp. Da war Manuela Henkel, die ehemalige Langläuferin, die etwa die Mountainbike-Tour oder die Laufschule übernahm und viel erzählte. "Das Camp ist eine schöne Chance. In diesem Jahr konnte Kati wegen des kleinen Jakobs nicht so sportlich wie im vorigen Jahr unterwegs sein, deshalb habe ich den Part übernommen", sagt die 39-Jährige. Über Motivation und Disziplin spricht Thomas Lurz. "Sport ist das Schönste, was es gibt. Ihr seht die Welt. Ich war ich schon überall. Ohne den Sport hätte ich das nicht erreichen können", sagt der Schwimmer. "Wichtig ist aber, ihr müsst Ziele haben. Es gibt nichts Schlimmeres, als ziellos zum Training zu gehen." "Ich nehme aus den drei Tagen viele Tipps mit", strahlt Alicia Willing. Sie wird wohl noch lange an die Tage zurückdenken - und an den goldenen Moment.

    Sandra Arm / 17.07.14 / Thüringer Allgemeine