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    01.12.2004

    Kati im Interview mit der BZ vom 1.12.2004

    Berlin - Mit ihren Erfolgen lief sich die Ex-Langläuferin in die Herzen der Biathlon-Fans. Doch seit 2 Jahren läuft bei Kati Wilhelm, 28, nicht alles rund. Besonders im Laufen hatte Wilhelm Probleme. Warum in dieser Saison alles besser wird, erklärt die Doppel-Olympiasiegerin im BZ-Interview.

    Sie sind von Oberhof nach Ruhpolding umgezogen, warum?

    Wilhelm: "Ich brauchte die Veränderung im Training. Ich hatte das Gefühl auf der Stelle zu treten. Jahrelang die gleichen Strecken, der gleiche Coach, die gleiche Trainingsgruppe. Das soll nicht böse klingen, Oberhof hat mich zur Olympiasiegerin gemacht. Aber ich will einfach etwas Neues ausprobieren."

    Klingt nach Motivations-Problemen?

    Wilhelm: "Probleme würde ich nicht sagen. Aber es stimmt, ich wollte neue Reize setzen, mich aus meinem eigenen Trott befreien. Mein Gefühl hat mir einfach gesagt, ich muß etwas verändern, um wieder Erfolg zu haben."

    Böse Zungen behaupten, Sie hätten keine Siege geholt, weil Sie sich zu sehr in ihren Erfolgen gesonnt haben?

    Wilhelm: "Das ist Blödsinn. Sicherlich hatte ich viele PR-Termine, aber daß ich faul war, habe ich mir nicht vorzuwerfen."

    Warum wurden Sie im Laufen trotzdem immer langsamer?

    Wilhelm: "Bei mir hatten sich Technik-Fehler eingeschlichen. Ich habe einfach zuviel Kraft unterwegs verbraucht."

    Ist man da nicht furchtbar wütend auf sich selbst?

    Wilhelm: " Mich hat das tierisch genervt, daß ich plötzlich dem Feld hinterher lief. Ich war in meiner Eitelkeit als Ex-Langläuferin verletzt."

    Wie läuft es jetzt?

    Wilhelm: "Ganz prima. In mir brennt neues Feuer. In Ruhpolding habe ich eine kleine Zweitbude, trainiere bei Bundestrainer Uwe Müßiggang und mit Uschi Disl zusammen."

    Was wurde noch verändert?

    Wilhelm: "Ich stand viel früher auf den Skirollern, habe mehr Bergläufe gemacht. Das 2. Training verläuft in Eigenverantwortung. Das ist gut so, um den inneren Schweinehund zu überwinden."

    Gibt's auch Heimweh?

    Wilhelm: "Klar, ich vermisse die Vollverpflegung bei Mama und Papa zu Hause. Jetzt koche ich allein. Am liebsten China-Gemüse im Wok."

    Gab's bei den Bayern auch Verständigungsschwierigkeiten?

    Wilhelm: "Keine. Ich hatte mir nur geschworen, nie "Grüß Gott' zu sagen. Doch dagegen konnte ich mich nicht wehren. Seit ein paar Wochen begrüße auch ich hier jeden so."

    Was haben Sie sich in dieser Saison vorgenommen?

    Wilhelm: "Ich will bei der WM im März wieder um Medaillen mitlaufen. Ich will mir selbst beweisen, daß sich der ganze Umzug gelohnt hat."

    Das Interview führte Ulrike Krieger.