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    01.12.2015

    AUSBLICK: Traue Simon Schempp Gesamtsieg zu

    In den ersten beiden Saisonrennen haben die deutschen Biathleten gleich das Podest erreicht. Geht das jetzt so weiter? Wer ist international zu beachten? Was macht der Nachwuchs? Das Interview mit der ARD-Biathlonexpertin.

    Sportschau: Mit zwei Podestplätzen gleich in den ersten beiden Rennen hat die Saison für die deutschen Biathleten ja schon sehr gut begonnen. Was können wir denn insgesamt von der deutschen Mannschaft erwarten?
    Kati Wilhelm: "Im letzten Winter kamen die Erfolge ja eher überraschend. Jetzt hoffe und erwarte ich, dass die deutschen Athleten daran anknüpfen können. Bei den Mädels gelingt das vielleicht nicht immer, zumal auch Laura Dahlmeier Probleme hatte. Ich bin aber guter Hoffnung. Die Männer scheinen schon sehr gut in Form zu sein. Wenn die Konstanz und das nötige Glück am Schießstand dazukommen, sind sie wieder vorn dabei."

    Hat Simon Schempp in dieser Saison das Zeug zum Gesamtsieg?
    Kati Wilhelm: "Ich traue es ihm auf jeden Fall zu. Er hat mit seinem Siegen beim letzten Testrennen in Norwegen demonstriert, wo er in diesem Jahr hin möchte. Letzte Saison war er mit vier Siegen in Folge plötzlich vor der WM der große Favorit. Diese Situation war völlig neu für ihn. Auch wenn die WM nicht ganz optimal lief, ist er daran gereift und gewachsen. Nicht jeder kommt mit einer Drucksituation klar, aber ich denke, der Simon schafft das."

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    Miriam Gössner hat mit sehr guten Trainingszeiten überrascht. Kann sie wieder ganz nach vorn laufen?
    Kati Wilhelm: "Ich wünsche es ihr und freue mich, dass sie zurück ist. In der Loipe funktioniert es offenbar schon gut. Doch schnell sein reicht im Biathlon nicht aus. Das Problem von Miri war und ist offenbar auch noch das Schießen. Vielleicht ist sie jetzt aber wieder so schnell, dass sie sich zwei Fehler leisten kann und doch noch auf das Podest läuft. Ich würde es ihr gönnen. Den Reportern nach einem Rennen immer die schwachen Leistungen beim Schießen zu erklären, macht keinem Spaß. Da redet man doch lieber über einen Podestplatz."

    Welche Nachwuchs-DSV-Athleten haben das Zeug, in die Top 30 oder vielleicht sogar weiter vor zu fahren?
    Kati Wilhelm: "Bei den Mädels ist Maren Hammerschmidt schon recht gut in Form. Ich könnte mir vorstellen, dass im Laufe der Saison die eine oder andere junge Starterin die Chance bekommt, reinzuschnuppern. Bei den Männern wird es für Nachwuchsathleten schwer sein, einen Startplatz im Weltcup-Team zu ergattern. Die Mannschaft ist doch sehr gut aufgestellt."

    Wer sind für Sie die Topfavoriten auf den Gesamtsieg bei den Damen und Herren?
    Kati Wilhelm: "Das wird bei den Frauen sehr interessant. Ich sehe Kaisa Mäkäräinen weit vorn, auch die Tschechinnen Gabriela Soukalová und Veronika Vítková und die Norwegerinnen Tiril Eckhoff und Synnoeve Solemdal sollte man auf der Rechnung haben. Bei den Männern muss man immer Martin Fourcade nennen und wie schon gesagt, traue ich auch Simon Schempp einiges zu. Aus dem norwegischen Team hat Tarjei Boe zuletzt den stärksten Eindruck gemacht. Die Norweger haben die WM im eigenen Land und werden darauf den Fokus legen. Es wird interessant sein, ob sie die Weltcuprennen dadurch etwas schleifen lassen."

    Sie teilen sich Ihre Expertenrolle in der ARD mit Magdalena Neuner. Eine ideale Konstellation? 
    Kati Wilhelm: "Oh ja. Ich bin glücklich darüber, nicht mehr so oft und so viel reisen zu müssen. So habe ich mehr Zeit für die Familie und mein Lokal in Steinbach-Hallenberg. Deshalb steige ich nicht in Östersund, sondern erst in Hochfilzen ein."

    Vielen Dank für das Gespräch.

    Quelle: ARD Sportschau – Das Interview führte Sanny Stephan