Sie sind hier: 
  • „Die Schule bleibt oft auf der Strecke“
  • Archiv

    01.05.2013

    „Die Schule bleibt oft auf der Strecke“

    Tuttlingen / sz  Die Mitte Dreißig-Jährigen haben dabei oft noch keinen Hochschulabschluss und tun sich deshalb schwer. Kati Wilhelm ist mit sieben olympischen Medaillen die erfolgreichste deutsche Biathletin aller Zeiten. Vor zwei Jahren hat sie mit dem aktiven Sport aufgehört. Zum Firmen Jubiläum „75 Jahre Stukkateurbetrieb Hohner“ war die Thüringerin in Tuttlingen und hat unserem Mitarbeiter Adrian Riess ein Interview gegeben und von ihrem beruflichen Einstieg erzählt.

    Sie haben während Ihrer Zeit als Biathletin immer viel trainiert und warst unterwegs. Hat man da überhaupt Freiräume, um sich auf ein späteres Berufsleben vorzubereiten?
    Kati Wilhelm: Es ist schwierig. Besonders im Bereich der Ausdauersportarten haben die Sportler ein sehr zeitintensives Training. Da bleibt die Schule oft auf der Strecke. Ich studiere aber schon seit 2006 International Management auf einer speziellen Hochschule, an der Hochleistungssportlern genügend Zeit gegeben wird, neben dem Sport zu studieren. Demnächst schreibe ich meine Bachelorarbeit.

    Seit 2011 arbeiten Sie als Biathlon-Expertin für die ARD. Wie war diese Umstellung für Sie, auf einmal nicht mehr die Befragte, sondern die Fragende zu sein?
    Kati:
    Ich bin bei der ARD eher in der Rolle der begleitenden Expertin. Hier kommentiere ich aus der Sicht der Sportler und kläre die Zuschauer über Spezielles aus der Sportart auf.

    2011 haben Sie den renommierten Herbert Award bekommen. Diesen Preis bekommen Sportjournalisten und Sie haben ihn im Bereich „Beste Newcomerin“ erhalten. Was muss man dafür können?
    Kati:
    Das kann ich gar nicht sagen. Für mich selbst war es eine große Überraschung. Ich habe von diesem Preis nichts gewusst, bis ich eine dringende Einladung zur Verleihung bekommen habe. Als ich dann nach Hamburg gereist bin, habe ich ihn bekommen. Für mich war es eine schöne Überraschung.

    Gibt so ein Preis gleich am Anfang noch mehr Auftrieb und Rückenwind?
    Kati:
    Es ist immer eine zusätzliche Motivation, auch wenn es für mich eher überraschend war. Unter den doch vielen neuen Kollegen bei den Besten zu sein, ist schon schön.

    Erst vor kurzem am 22. März haben Sie zusammen mit Ex-Zehnkämpfer Christian Schenk den 20. Mitteldeutschen Olympiaball in der Neuen Messe in Leipzig moderiert. Waren Sie aufgeregt?
    Kati: Für mich war es das erste Mal, dass ich so etwas moderieren durfte und natürlich war ich aufgeregt. Der große Unterschied besteht darin, die vielen Zuhörer direkt zu sehen. Man hat im Fernsehen natürlich viele Zuschauer, sieht sie aber nicht. Aber sobald man das Mikrofon in der Hand und seine erste Sätze gesprochen hat, macht es nur noch Spaß und von Nervosität ist nur noch wenig zu spüren.

    Karriere auf der einen Seite, Familie auf der anderen. Sie haben seit November 2011 eine kleine Tochter, Lotta. Wie bekommen Sie die stressige Arbeit, für die Sie viel reisen müssen, und Familie unter einen Hut?
    Kati:
    Wenn ich für die ARD unterwegs bin, dann nehme ich die Kleine einfach mit. Meine Eltern passen dann immer auf sie auf während ich drehe. Danach habe ich dann Zeit für sie.

    Quelle: www.schwaebische.de