Sie sind hier: 
  • Kati Wilhelm: "Miri läuft in ihrer eigenen Liga"
  • Archiv

    10.01.2013

    Kati Wilhelm: "Miri läuft in ihrer eigenen Liga"

    AZ: Frau Wilhelm, selbst an einem nasskalten Wochentag kommen 11000 Zuschauer in die Chiemgau Arena – auch ohne Magdalena Neuner.
    KATI WILHELM: Die Leute kommen ja wegen Biathlon generell. Weil es eine fantastische Sportart und wahnsinnig spannend ist – und weil die Deutschen erfolgreich sind. Aber an einer Person darf und sollte man das nicht festmachen. Lena hat uns natürlich brutale Erfolge gebracht, hat einen noch extremeren Boom ausgelöst. Aber die Leute kommen jetzt und wollen erst mal gucken, wie’s weitergeht.

    Es ging ziemlich gut weiter nach Neuners Abschied.
    Ja, es läuft sehr gut. Damit haben wohl die wenigsten gerechnet.

    Vorneweg rennt derzeit Miriam Gössner. Haben Sie Ihr das zugetraut?

    Dass sie gut laufen kann, wussten wir, auch wenn das letztes Jahr noch nicht so geklappt hat. Ich denke, dass sie daraus die richtigen Schlüsse gezogen hat. Gerade im Liegendschießen hat sie sich die nötige Sicherheit geholt. Und wenn man die Sicherheit hat und weiß, dass man sich auch mal eine Strafrunde erlauben kann, geht auch manchmal das Schießen leichter, als wenn man unter Druck steht und weiß, man muss eigentlich die Null bringen. Mit den Podestplatzierungen läuft es sich dann noch leichter, als wenn ich ständig etwas beweisen soll, was ich bisher noch nicht gebracht habe. Es war im letzten Jahr auch schwierig, weil sich alles um Lena gedreht hat und die anderen halt immer die Schlechteren waren. Jetzt kann Miri mal in diese Position gehen.

    War der Rücktritt Neuners eine Befreiung?
    Vielleicht kann das für die ein oder andere schon eine Erleichterung sein, nicht immer an der Magdalena gemessen zu werden.

    In der Staffel lief Gössner wieder die beste Zeit im Feld, übernahm als 16. und übergab als Erste. Können Sie ihre Laufleistung erklären?
    Das ist schon extrem, Miri läuft in ihrer eigenen Liga. Aber da hat sie auch was für gemacht, ihre Technik ein bisschen umgestellt und ein paar Kilo abgenommen. Angeblich zehn Kilo.

    Mindestens! Das ist schon sehr viel, das ist richtig. Da war dann schon die Frage, wie sie damit klarkommt, vor allem im Saisonverlauf. Aber zur Zeit kann man ja nicht meckern.

    Wer kann ihr läuferisch das Wasser reichen?
    Die Weltcup-Führende Tora Berger nicht, eigentlich nur Darya Domracheva und Kaisa Mäkäräinen. Aber die schießt meistens zu schlecht, und Domracheva war auch nicht in so überragender Form wie bei der letzten WM, macht zu viele Fehler.

    Kann man Gössner heuer alles zutrauen?
    Hat sie ja schon gezeigt. So eine anspruchsvolle Runde wie in Oberhof mit zwei Strafrunden zu gewinnen: Da hat sie beste Karten für die WM. Und die Strecke in Nove Mesto ist auch nicht einfach. Wenn das so bleibt, wird ihr Ziel schon eine Einzelmedaille sein.

    Und der Gesamt-Weltcup?
    Ja, der ist auch drin.

    Quelle: Abendzeitung München