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    17.10.2012

    "Die Leute hier verstehen was von Biathlon"

    Neue Presse Coburg (NPC): Kati Wilhelm, was führt Sie nach Ebersdorf bei Coburg?
    Kati Wilhelm: Ich bin auf Einladung von Bernd Franzkowiak hier, der Wegbegleiter der deutschen Biathlonszene ist und seit langem freundschaftliche Kontakte zu vielen Topathleten wie Sven Fischer oder Herren-Nationaltrainer Fritz Fischer hat. Die Leute hier verstehen was vom Biathlon. Einige, die mit mir fachsimpelten, sind regelmäßig bei Weltcups und Olympischen Spielen dabei.

    Zwölf Winter lang zählten Sie weltweit zu den erfolgreichsten Damen. Was waren die Höhepunkte Ihrer Laufbahn?
    Die Olympischen Spiele 2006 in Turin sowie die WM 2009 im südkoreanischen Pyeonchang haben alles überragt. In Turin waren es neben einmal Gold und zweimal Silber die unheimlich freundschaftliche Atmosphäre und die Lebensart der Italiener, die bei mir bleibende Eindrücke hinterlassen haben. Vor Pyeonchang hatten mich viele vielleicht schon abgeschrieben. Ich hatte mit Andi Stitzel und dem Norweger Odd Lirhus aber rechtzeitig zwei Trainer engagiert, die das Training speziell auf meine Bedürfnisse umstellten. Dadurch konnte ich Reserven vor allem in der Lauftechnik herauszukitzeln. Der eingeschlagene Weg war der richtige für mich. Zwei Mal Gold und zwei Mal Silber waren der Lohn.

    Mit Petra Behle, Uschi Disl, Magdalena Neuner und Ihnen sind vier Topsportlerinnen der letzten 15 Jahre nicht mehr aktiv. Auch weitere international erfolgreiche Athletinnen haben sich vom Wettkampfsport zurückgezogen. Droht unseren Damen die Zweitklassigkeit?
    Ich glaube wir müssen nicht schwarzsehen. Mit der erfahrenen Andrea Henkel haben wir ein Aushängeschild, sie wird weiterhin den einen oder anderen Weltcupsieg einfahren. Mit Tina Bachmann und Marian Gössner stehen ihr zwei weitere Leistungsträgerinnen aus dem A-Kader nicht viel nach. Eine neue Hoffnungsträgerin ist die von den Skilangläuferinnen übergewechselte Evi Sachenbacher-Stehle, die nach einer Eingewöhnungsphase ihren Weg machen sollte. Große Talente rücken sicher bald nach.

    Oberhof fiebert bereits jetzt seinem nächsten Heimweltcup vom 2. bis 6. Januar 2013 entgegen. Was erwarten Sie von unserem Nationalteam?
    Die Frauen sind sicher für Plätze auf dem Stockerl gut. Auch bei einigen anderen Nationen hat es einen Umbruch gegeben. Unsere Herren, die bereits im vergangenen Winter auf sich aufmerksam machten, sind hinter den vermeintlichen Spitzenleuten Andreas Birnbacher, Arnd Pfeiffer und Michael Greis in der Breite gut aufgestellt. Die Zuschauer aus Oberfranken können sich am Rennsteig auf tolle Wettkämpfe freuen.

    Ist Kati Wilhelm als ARD-Expertin im Einsatz?
    Leider nicht. Diesmal hat das ZDF die Übertragungsrechte. Da wird Sven Fischer die Fernsehzuschauer mit allem Wissenswerten versorgen. Ich bin natürlich vor Ort unter anderem für meine Sponsorenfirmen tätig und für das ein oder andere Interview zuständig.

    Sie studieren seit 2006 International Management. Wächst da ein zweites berufliches Standbein für Kati Wilhelm heran?
    Mein Examen steht vor dem Abschluss. Für 2013 ist meine Bachelor-Arbeit geplant. Danach werde ich möglicherweise ins Sportmanagement einsteigen, aber der Journalismus reizt mich ebenfalls.

    Die Fragen stellte Hans Haberzettl
    Quelle: Neue Presse Coburg