01.11.2012

Kati als Schneekönigin im aktuellen VOGUE SPORT-Special

-> Auszug aus dem Gesamtinterview

Schneeköniginnen
Drei Frauen, die bei Minusgraden erst richtig auftauen: Biathletin Kati Wilhelm, Snowboarderin Amelie Kober und Rodlerin Natalie Geisenberger.

Kati Wilhelm: Goldkind a.D.
Als Kati Wilhelm das Gebäude betreten will, eilt ein etwas älterer Herr auf sie zu und drückt seinem Freund eine Kamera in die Hand: „Frau Wilhelm, ein Foto bitte“. Vor drei Jahren beendete die heute 36-jährige Biathletin ihre Sportkarriere, die Bilanz: Dreimal olympisches Gold, dreimal Silber, dreifache Weltmeisterin. Das haben ihre Fans nicht vergessen, noch heute nehmen sie an ihrem Leben Anteil, in Fanclubs, bei öffentlichen Auftritten. Denn Kati Wilhelm ist mehr als eine Spitzensportlerin mit einem netten Lächeln – man merkt ihr an, dass sie gerne aus sich herausgeht, sich an dem Interesse an ihrer Person freut und dass ihr öffentliches Wesen im Einklang mit ihrer inneren Haltung steht. „Ich gebe doch gerne etwas zurück“, sagt sie.

VOGUE: Viele erfolgreiche Sportler tun sich schwer, ihre Profikarriere zu beenden. Sie hingegen haben den Übergang gut gemeistert.
Kati Wilhelm: Das empfinde ich auch so. Der Grund liegt wahrscheinlich darin, dass ich total überzeugt von der Richtigkeit dieser Entscheidung war. Ich hatte den Abschiedszeitpunkt selber festgelegt, ich wusste, dass ich alles erreicht hatte, was mir wichtig war – und dass ich dafür auch wirklich alles gegeben habe. Parallel lief schon mein Studium „Internationales Management“ an der Hochschule in Ansbach und es gab zudem die Aussicht, für die ARD als Expertin zu arbeiten. Das waren aussichtsreiche Perspektiven. Ich fand es aufregend, was mich nach Ende meiner aktiven Laufbahn so erwarten würde.

VOGUE: Plötzlich war eine jüngere Sportlerin besser als Sie, Magdalena Neuner stand im Vordergrund.
Kati Wilhelm: Als Sportler ist man sich durchaus bewusst: Irgendwann wird jemand kommen, der einem das Leben schwer macht. Vor einigen Jahren war ich es, die den arrivierten Sportlerinnen den Rang streitig gemacht hat. Jetzt übernehmen diese Rolle andere. Das ist der natürliche Lauf der Dinge, damit kann ich gut leben.

VOGUE: Als Sie mit dem Biathlon anfingen, war die Sportart in Deutschland nicht besonders populär. Das hat sich mit Ihrem Erfolg bei den Olympischen Spielen 2002 geändert.
Kati Wilhelm: Nach den Siegen von Salt Lake City fing der Hype mit dem Wintersport an. Jeder stürzte sich auf die Medaillengewinner. Immer mehr Athleten hatten ein Management. Das war für mich natürlich auch irgendwann ein Thema. Als aktiver Sportler ist es schwer, sich um alle die Dinge zu kümmern, die Erfolg so mit sich bringt: Anfragen von Sponsoren, Koordination von Terminen, Interviewwünsche, usw. Da braucht man auf jeden Fall Unterstützung, aber von der richtigen Sorte. Mir war immer wichtig, dass ich nicht zu einem Produkt gemacht werde, sondern mich so geben kann, wie ich wirklich bin.

VOGUE: Plötzlich ging es nicht mehr nur um Ihre sportliche Leistung, sondern auch um Sie als Person.
Kati Wilhelm: Ich sehe das nicht so kritisch, mit meiner Art konnte ich ja auch davon profitieren. Aber für mich stand immer die Leistung im Vordergrund, und wenn ein guter Sportler viel Aufmerksamkeit erhält, dann habe ich damit kein Problem. Ich finde es nur sonderbar, wenn jemand horrende Werbeverträge bekommt, nur weil er gut aussieht. Dass attraktive und charismatische Athleten vielleicht bessere Chancen auf gut dotierte Kampagnen haben, ist natürlich klar. Das finde ich prinzipiell auch okay. Man soll ja auch etwas repräsentieren, wenn man einen Sponsorenvertrag hat. Mittlerweile erwarten Unternehmen ja auch einiges von Sportlern, mit denen sie kooperieren. Da spielt nicht nur das Aussehen, sondern auch eine gewisse Redegewandtheit eine Rolle.

VOGUE: Welchen Luxus haben Sie sich von den Ihren Prämien geleistet?
Kati Wilhelm: Was Geld angeht, bin ich eher altmodisch, ich lege mein Geld schön aufs Konto, damit ich später immer die Familie versorgen kann. Vor den Spielen in Salt Lake habe ich gesagt, dass ich mir, wenn es gut läuft, zur Belohnung eine Digitalkamera kaufe. Das habe ich dann auch gemacht. Das ist jetzt natürlich keine wahnsinnige Anschaffung, aber für meine damaligen Verhältnisse war es das schon.

VOGUE: Obwohl sich vieles bei Ihnen getan hat – Ihren roten Haaren halten Sie die schon seit Jahren die Treue.
Kati Wilhelm: Als ich vom Langlauf zum Biathlon wechselte, habe ich mir die Haare rot gefärbt. Seitdem bin ich dabei geblieben, auch wenn das mittlerweile ein Friseur macht.

VOGUE: Hätten Sie jemals gedacht, dass Ihre Haare so einen Wiedererkennungswert bekommen würden?
Kati Wilhelm: Das war damals sicher nicht als Marketing-Gag gedacht. Ich bin dabei geblieben, weil es gut zu mir passt. Aus Berechnung funktioniert so etwas nicht.

Quelle:henriette-kuhrt.blogspot.de

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