15.03.2011

"Das war sehr gut"

Dreimal Olympiasiegerin, füfnmal Weltmeisterin - das ist Kati Wilhelm. Jetzt arbeitet die ehemalige Biathletin als TV-Expertin. In der Augsburger Allgemeinen zieht sie eine Bilanz der WM in Russland.

von Andreas Kornes

Die Biathlon-WM endete mit Gold für Deutschland in der Frauen-Staffel. Wie fällt Ihr Gesamt-Fazit für die deutsche Mannschaft aus?
Wilhelm: Das war sicherlich sehr gut. Die Erwartungen waren sehr hoch und sie wurden im Großen und Ganzen erfüllt. Nur bei einigen Ergebnissen hatte man sich vielleicht mehr erhofft.

Zum Beispiel?
Wilhelm: Na ja, die Männerstaffel war natürlich ärgerlich. Da waren sie auf eine Medaille programmiert und am Ende wurde es Platz sieben. Aber so ist halt Biathlon. Da gibt es immer mal wieder Situationen, die man nicht vorhersehen kann.

Magdalena Neuner hat in der Staffel eine überragende Leistung gezeigt und Deutschland zum WM-Titel geführt. Man hat den Eindruck, dass sie derzeit in einer ganz eigenen Liga läuft. Würden Sie diese Einschätzung teilen?
Wilhelm: Auf jeden Fall. Vor allem, wenn sie dann noch so gut schießt, wie sie es im Moment tut. Läuferisch können noch am ehesten Miriam Gössner, Darja Domratschewa oder Kaisa Mäkäräinen mithalten. Aber wenn sie dann noch so überragend schießt, dann ist das eine Kombination, die nicht besser geht.

Was macht Sie so stark?
Wilhelm: Ihr großer Vorteil ist, dass sie weiß, auf der Strecke auch mal eine Strafrunde rauslaufen zu können. Mit dieser Sicherheit an den Schießstand zu gehen, nimmt schon sehr viel Druck. Und durch die guten Ergebnisse bekommt man Rückenwind, und dann geht es fast wie von selbst. Trotzdem musste sie erst einmal damit umgehen, dass etwas anderes als mehrfaches Gold für sie nicht gezählt hätte.

Wie sehr hat Sie die Goldmedaille von Arnd Peiffer im Sprint überrascht?
Wilhelm:
Eine Medaille hatte ich ihm schon zugetraut. Gegen die starke Konkurrenz aus Norwegen ist Gold aber schon eine super Leistung. Es hat einfach alles gepasst in dem Rennen. Er war super drauf im Laufen und im Schießen. Trotzdem: Mit Gold war nicht unbedingt zu rechnen, das hat mich beeindruckt.

Wie eng ist Ihr Kontakt zur Mannschaft noch?
Wilhelm: In Chanty-Mansijsk habe ich öfter mal im Mannschaftshotel vorbeigeschaut und gerade mit den Mädels mal einen Kaffee getrunken. Ich versuche schon, sehr nah dranzubleiben. Ich will einfach wissen, wie die Stimmung ist, und natürlich will ich auch mal ein bisschen was erfahren. (lacht)

Das ist ja jetzt Ihr Job ...
Wilhelm: Stimmt. Mir geht es vor allem darum, bestimmte Sachen einschätzen zu können und zu sehen, wie die Mädels drauf sind. Mir liegt aber auch noch viel daran, einfach dabei zu sein. Ich habe viele Jahre mit der ein oder anderen verbracht, und da hängt man schon noch dran.

Aber wehmütig werden Sie nicht, wenn Sie Ihre ehemaligen Kolleginnen laufen sehen?
Wilhelm: Nein, wenn ich sie laufen sehe, bin ich eigentlich ziemlich froh, dass ich vor dem Fernseher sitze. Ich weiß, wie anstrengend das ist, und auch, wie aufreibend dieses ganze Geschäft ist.

Nachdem Sie die Seiten gewechselt haben: Werden Sie von den Sportlerinnen mit anderen Augen gesehen?
Wilhelm: Die Mädels sind sehr offen zu mir und vertrauen darauf, dass ich weiß, was ich im Fernsehen erzählen kann und was nicht. Ich hoffe, dass sie mich so ein bisschen als Vermittlerin sehen. So sehe zumindest ich meine Aufgabe.

Wie geht es bei Ihnen beruflich im Sommer weiter?
Wilhelm: Ich bin durch mein Studium (Internationales Management an der FH Ansbach, Anm. d. Red.) ganz gut beschäftigt. Ich hoffe, dass ich Richtung Wintersemester mit allen Kursen fertig werde und dann meine Bachelor-Arbeit schreiben kann.

Sehen Sie Ihre Zukunft auch nach dem Studium in den Medien?
Wilhelm: Bis jetzt macht es mir sehr viel Spaß, und ich bin schon interessiert, da noch ein bisschen mehr reinzuschauen. Ich hätte nichts dagegen, aber ich kann viel wollen. Es kommt auch darauf an, wie es rüberkommt, was ich da mache. Ich versuche einfach, ein bisschen zu zeigen, was hinter den Kulissen abläuft.

Quelle: Augsburger Allgemeine
Interview: Andreas Korne

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