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    22.06.2005

    Kati Wilhelm im TA-Gespräch: Vorsicht, Kamera!

    Ihr zweifacher Triumph vor drei Jahren in Salt Lake City hat sie über Nacht zum Star gemacht. Seitdem zählt Kati Wilhelm zu den deutschen Hoffnungsträgern im Wintersport und damit auch für Turin 2006. Trotz der großen Erwartungen blickt die Thüringerin im TA-Gespräch gelassen in Richtung Olympia.

    Glückwunsch zum Sieg beim Innenstadt-Biathlon in Püttlingen. So etwas nennt man wohl Saison-Einstieg nach Maß . . . Gewinnen ist immer schön. Es war aber auch ein toller Wettbewerb mit einer Strecke durch die Innenstadt und dem Schießstand auf dem Marktplatz. Den 3000 Zuschauern hat es sicher genauso gefallen wie uns. Außer mir waren beispielsweise noch Sabrina Buchholz und Jenny Adler, bei den Männern auch Ole Einar Björndalen am Start.

    Zählen solche Rennen zur gezielten Vorbereitung oder sind sie eine willkommene Abwechslung im Trainingsalltag? Wir nennen sie "schnelle Einheiten", weil es Training unter Wettkampfbedingungen ist.

    Fällt die Vorbereitung für die Olympischen Spiele anders aus? Der Aufbau ist ähnlich. Allerdings trainiere ich jetzt individueller, um Spritzigkeit und Koordination zu verbessern. Und ich arbeite mit einem Wissenschaftler am IAT in Leipzig zusammen, um bestimmte Hintergründe des Trainings zu erfahren.

    Ruhpolding bleibt jedoch Ihr Trainings-Standort? Ja. Wie die letzte Saison bewiesen hat, war der Wechsel richtig. Ich werde künftig auch weniger reisen und nicht jedes Wochenende nach Hause kommen.

    Weniger Kilometer im Auto, dafür mehr auf Skirollern? Im Moment sitzen wir mehr auf dem Rad. Die zehn Tage auf Ibiza waren ziemlich hart, vor allem für das Hinterteil. Nach unseren schmerzhaften 90-Kilometer-Etappen ist es für mich unvorstellbar, wie die Radprofis bei der Tour de France das Doppelte und mehr fahren - und das drei Wochen täglich. Wahnsinn!

    Wie lange müssen Sie noch im Sattel sitzen? Bald wird es abwechslungsreicher. Ab 5. Juli steht in Obertilliach der nächste Lehrgang an. Da fahren wir Mountainbike, rollern, joggen.

    Fällt Ihnen der Wiederbeginn nach der Pause sehr schwer? Ich lag ja nicht auf der faulen Haut, sondern war in Kanada, um Deutschen neue Urlaubsziele näher zu bringen.

    Als Club-Animateurin? Nein. Ich habe gemeinsam mit der Buchautorin Susanne Fröhlich Dinge vorgestellt, die Touristen in der Provinz Alberta erwarten - Reiten, Rafting, Biken, Ski fahren. Ein Fernsehteam und ein Fotograf waren immer mit dabei.

    Wie kommt die gelernte Langläuferin am Alpinhang zurecht? Naja, den Carvingstil kann ich eigentlich ganz gut. Doch den Zusammenstoß mit dem Kameramann und dem Tontechniker konnte ich nicht verhindern. Das lag aber an einem Missverständnis und nicht am meinem fahrerischen Können . . . Die Kamera hat es leider nicht überstanden.

    Läuferisch klappte es im Vorjahr wieder gut. Legen Sie nun mehr Wert aufs Schießtraining? Wenn man viel probiert, wird man nicht zwangsläufig besser. Die Sicherheit ist entscheidend. Und nur weil ich bei der WM in Hochfilzen mit dem Schießstand nicht zurecht kam, waren meine Ergebnisse nicht alle schlecht. Heute treffe ich mich aber noch einmal mit Frank Luck, um den Anschlag zu checken.

    Damit in Turin die Null steht! Natürlich ist Olympia der große Höhepunkt. Doch ich möchte in allen Saisonrennen vorn dabei sein, möglichst auf dem Podest. 2002 habe ich mir meinen Traum erfüllt. Und das ist ja ein Titel, den man nicht verteidigen muss. Olympiasieger bleibt man.

    Welche Bedeutung hat der Gesamtweltcup für Sie nach dem zweiten Platz in der Vorsaison? Man will in seiner Karriere ja immer das gewinnen, was man noch nicht hat. Und die große Kristallkugel fehlt mir noch . . . Das ist jedoch nur zu schaffen, wenn man auch bei Olympia zu den Besten gehört. Sonst verliert man zu viele Punkte.

    Uschi Disl freut sich nach den Spielen auf eigene Kinder. Haben Sie auch Familienpläne? Ich bin gern Babysitter für meine beiden Neffen Paul und Max. Der eine wird acht, der andere ist fünf. Das macht wirklich Spaß. Doch nach so einem Tag bin ich auch immer ganz froh, sie wieder abgeben zu können.

    Gespräch: Marco ALLES
    21.06.2005
    Thüringer Allgemeine Verlag GmbH & Co. KG