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    12.10.2016

    INTERVIEW: "Ich schieße nicht auf Spatzen"

    Kati Wilhelm geht mit der ARD in ihren siebten Winter als Biathlon-Expertin. Die 40-Jährige, die insgesamt sieben Olympia- und 13-WM-Medaillen errang, hat diese Woche die Trailer für die ARD-Übertragungen produziert. Im Interview gibt sie einen ersten Ausblick auf die kommenden Monate. 

    ARD: Kati Wilhelm, Die Arbeit als Expertin ist mit viel Arbeit verbunden. Wo liegt aber der Reiz? 
    Kati Wilhelm: "Dass ich selbst nicht mehr laufen muss. Ich kann fachsimpeln. Es macht mir einfach Spaß. Ich bin gespannt, wie sich die Mannschaft schlägt und freue mich, das zu analysieren. Deswegen freue ich mich, über jede Minute, die wir für die Analyse mehr bekommen. Es ist eine schöne Sache, dabei zu sein. Es ist schön, ein paar alte Gesichter zu sehen, obwohl die weniger werden. Ich habe aber nach wie vor meine Quellen."

    ARD: Denise Herrmann wechselt vom Langlauf zum Biathlon. Ist das machbar?
    Kati Wilhelm: "Ich glaube schon, dass das machbar ist. Zum Schießen braucht man Talent. Das kann man nicht trainieren. Sie hat einige Jahre nachzuholen. Aber wenn sie die Lockerheit hat und sich nicht davon beeindrucken lässt, dass es nicht immer funktioniert, ist es auf jeden Fall möglich. Sie muss nicht gleich in den Weltcup einsteigen. Sie kann sich in Ruhe in der zweiten Reihe ein bisschen Sicherheit suchen. Es ist gut, wenn man da Erfolge feiern kann. Beim IBU-Cup kann sie ein bisschen reinschnuppern. Da werden Misserfolge nicht so übel genommen. Dann muss sie nicht gleich viele Fragen beantworten."

    ARD: In Oberhof fand der Weltcup in der vergangenen Saison nicht statt. Wie sieht es jetzt aus?
    Kati Wilhelm: "Der Weltcup muss stattfinden, egal welches Wetter ist. Da gibt es gar keine Diskussion. Noch weniger Winter als letztes Jahr? Das funktioniert nicht. Ich hoffe, dass Oberhof nicht die Gunst der Fans verloren hat. Der Oberhofer Fan ist ja schlechtes Wetter erprobt. Wir brauchen eigentlich nur Schnee."

    ARD: 2010 haben Sie Ihr Gewehr in die Ecke gestellt. Holen Sie es ab und zu noch raus? 
    Kati Wilhelm: "Ja, aber nicht um auf Spatzen zu schießen. (lacht) Zu manchen Terminen nehme ich es mit. (lacht) Das kommt ganz gut an. Die Leute wollen das sehen. Es ist ein gutes Anschauungsobjekt. Selbst nutze ich es einmal im Jahr, wenn ich mein Camp habe und Nachwuchsbiathleten einlade. 14- und 15-Jährige sind drei Tage da. Zum Schluss gibt es einen Biathlon-Wettkampf. Da habe ich meistens meine Waffe dabei und schieße auch einmal. Ich lasse die Jugendlichen durchgucken. Dann tüfteln sie und überlegen: Wie könnte mein Schaft aussehen, den ich mir einmal bauen lasse? Das motiviert und bringt ein Leuchten in die Augen, wenn sie wissen, dass ich mit der Waffe Olympiasiegerin geworden bin."

    Quelle: ARD, Das Interview führte Maria Köhler