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    20.07.2015

    INTERVIEW: „Um Talente muss man sich bemühen“

    Der frühere Biathlon-Star gab in seinem Nachwuchs-Camp jungen Skijägern Einblicke ins Leben eines Leistungssportlers. Am Wochenende fand in Oberhof das 3. „Kati-Camp“ für junge Biathleten statt. Die Thüringer Allgemeine Zeitung sprach mit Kati Wilhelm über ihr Engagement im Nachwuchs, ihre Ziele und die Perspektive der deutschen Skijäger-Talente. 

    Thüringer Allgemeine: Haben Sie in Oberhof den Weltmeister von morgen entdeckt? 
    Kati Wilhelm: Wir hatten zwar die jeweils Besten der Jahrgänge 2000 und 2001 aus sechs Landesverbänden dabei. Aber in diesem Alter sind die Trainingsumfänge und auch die körperlichen Voraussetzungen noch so unterschiedlich, dass es schwer fällt, Rückschlüsse für die Zukunft zu ziehen. Aber das Talent war bei den 17 Teilnehmern durchaus zu erkennen.

    Gab es einen Wettkampf?
    Natürlich. Zum Abschluss haben wir im Stadion einen Staffelwettbewerb gemacht. Da wurde auch mal mit Kleinkaliber geschossen. Denjenigen, für die es noch Neuland war, habe ich meine Waffe erklärt. Aber es ging im Camp nicht nur um Biathlon. 

    Sondern?
    Wir wollen den Talenten das Gefühl vermitteln, dass man sich um sie kümmert und sie auf dem Weg, Leistungssportler zu werden, unterstützt werden. Wir waren joggen, schwimmen, haben gebowlt und eine Tour mit dem Mountainbike gemacht.Die Jungs und Mädels konnten sich den Wachstruck der Nationalmannschaft anschauen und erhielten Einblicke in die Arbeit der Serviceleute. Und es gab einen Vortrag der Nationalen Anti-Doping-Agentur.

    Mit welcher Intention?
    Uns ging es darum, die Sportler für dieses Thema zu sensibilisieren. Denn es wird nicht mehr allzu lange dauern, bis sie mit ihrer ersten Dopingkontrolle konfrontiert werden. Mit dem ausführlichen Nada-Vortrag wollten wir ihnen die Scheu davor nehmen und auf Gefahren hinweisen.Viele in dem Alter wissen noch nicht: Wie läuft das ab? Auf was muss ich achten? Vor allem der Fall Evi Sachenbacher-Stehle hat gezeigt, wie wichtig es ist aufzupassen, welche Nahrungsergänzungsmittel man zu sich nimmt. Auch muss man wissen, welche Arzneimittel man sich verschreiben lässt. Nicht jeder Arzt weiß immer, was verboten ist.

    Konnten Sie die Berührungsängste etwas nehmen?
    Wir haben versucht, allen klar zu machen, dass es etwas Gutes ist, kontrolliert zu werden. Denn damit kann man zeigen, dass man sauber ist. Immer und überall zurVerfügung zu stehen, ist zwar ein Eingriff in die Persönlichkeitsrechte. Doch das gehört nun einmal zum Sportler-Leben dazu.

    Sie klingen sehr engagiert. Erleben wir eventuell bald die Trainerin Kati Wilhelm?
    Ach, dazu fehlt mir die Zeit. Ich müsste dann ja noch eine Ausbildung machen. Das wäre mit den Kindern und meinem Lokal in Steinbach-Hallenberg kaum möglich. Aber in einem Verein kleine Kinder für den Sport zu begeistern, das könnte ich mir vorstellen. Daran hätte ich Spaß.

    Ist Ihnen um den deutschen Biathlon-Nachwuchs bange?
    Die WM in Kontiolahti hat gezeigt, dass die Ängste unbegründet waren. Es ist zwar nicht mehr die breite Basis an Top-Talenten vorhanden. Es wird auch immer mal schwächere Phasen geben. Doch die Talente sind ja da.Wichtig ist, diejenigen bei Laune zu halten, die sich für den Leistungssport entschieden haben. Ihnen muss vermittelt werden, dass man sich um sie bemüht. Mit meinem Camp will ich einen kleinen Beitrag dazu leisten.

    Quelle: Thüringer Allgemeine/ Marco Alles / 09.07.15