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    04.01.2012

    Comeback in Oberhof

    Beim Weltcup vor der Haustür kehrt Kati Wilhelm nach der Geburt von Tochter Lotta in den Biathlon-Tross zurück. Freilich nicht als Sportlerin, sondern als ARD-Expertin.

    Oberhof - Am Birxstieg war Lotta schon. Vergangenen Freitag. Zur Tour de Ski, als Axel Teichmann der gesamten Weltelite ein Schnippchen schlug. "Wir wollten mal ein bisschen üben", sagt Kati Wilhelm (35) über den Abstecher mit ihrem Baby ins zu dieser Zeit noch winterliche Oberhof. Üben für den morgen beginnenden Biathlon-Weltcup, bei dem die junge Mutti wieder als ARD-Expertin vor der Kamera stehen wird. Früh übt sich in der Tat, wer mit seiner fünf Wochen alten Tochter in der Tragetasche just an jenen bekannten Anstieg geht, den man in seinem Leben, ob mit Skiern oder Skirollern, tausende Male hoch gestiefelt ist.

    Quelle: www.insuedthueringen.de Von Thomas Sprafke

    Die Übung hatte freilich einen ganz anderen Hintergrund. Beim Skijäger-Spektakel wird Kati Wilhelm nach kurzer Babypause wieder wie gewohnt die Rennen im Fernsehen analysieren. Lotta könnte sie währenddessen zu Hause bei der Oma in Steinbach-Hallenberg lassen, doch das möchte Kati Wilhelm nicht. "Ich will Lotta schon an meiner Seite haben", betont die dreimalige Biathlon-Olympiasiegerin, und deshalb fährt auch die Oma mit nach Oberhof. "Die beiden bekommen das schon gebacken, wenn ich vor der Kamera stehe", sagt Kati Wilhelm. Das VIP-Zelt oder die nahe Kaserne der Bundeswehr, in deren Diensten die ehemalige Biathletin noch bis August steht, wären mögliche Aufenthaltsorte für Oma und Lotta. "Und wenn es gar nicht funktioniert, dann fahren beide eben wieder nach Hause", ergänzt die junge Mutti.

    Bei den danach folgenden, wieder von der ARD übertragenen Weltcups in Antholz und Kontiolahti sowie der Weltmeisterschaft in Ruhpolding ist ein Rückzug nach Steinbach-Hallenberg freilich nicht möglich. Kati Wilhelm: "Nach Antholz und Ruhpolding nehme ich neben Lotta auch Oma und Opa mit, und für Kontiolahti plane ich mit Lotta und Oma. Sollte die Kleine aber viel quengeln und alles eine Belastung für sie sein, fliege ich alleine." Naja, nicht ganz alleine, denn ihr Freund und Lottas Papa Andreas Emslander ist als Cheftechniker der deutschen Biathleten stets vor Ort.

    "Lotta ist eigentlich ein sehr ruhiges Kind. Wir sind gut dabei, so etwas wie einen Tagesrhythmus zu finden. Nachts schläft sie schon vier bis fünf Stunden durch", berichtet Kati Wilhelm, die wie einst im Sport auch als Mutter nach Perfektion strebt: "Aber das will wohl jede Mutter." Ihren neuen Fulltimejob geht sie jedoch völlig gelassen an. "Ich bin keine Gluckenmama, sondern versuche, relaxt zu sein und hoffe, dass sich das auf Lotta überträgt." So ein Baby sei der Wahnsinn, da brauche man keinen Fernseher mehr, äußerte Kati Wilhelm jüngst gegenüber der Welt am Sonntag: "Ich kann ihr den ganzen Tag einfach nur zugucken. Ich bin fasziniert, was sie für süße Fratzen ziehen kann. Oder wenn sie eine Stunde braucht, um aufzuwachen und sich rekelt. Das ist schon süß."

    Kati Wilhelm genießt spürbar ihr Mutterglück. Die beruflichen Pläne, die sie mit ihrem Studium für Internationales Management und als ARD-Expertin nach dem Karriereende zielstrebig vorangetrieben hatte, sind seit der Geburt von Lotta am 22. November vorerst in den Hintergrund gerückt. Beim Fernsehen, wo sie durchaus ihre berufliche Zukunft sieht, will sie "weiter reinschnuppern, dazulernen oder sich mal als Moderatorin bei anderen Veranstaltungen probieren". Beim Studium ist die junge Mama indes schon auf die Zielgerade eingebogen. Bis zum Geburtstermin waren alle Klausuren geschafft. Nur ein Kurs steht noch aus. "Und ich muss noch meine Bachelor-Arbeit schreiben", sagt Kati Wilhelm. Doch das habe Zeit: "Jetzt genieße ich erst einmal Lotta in vollen Zügen."