Sie sind hier: 
  • Premiere als ARD-Expertin
  • Archiv

    01.12.2010

    Premiere als ARD-Expertin

    Olympiasiegerin Kati Wilhelm wird ab Mittwoch (1.12.2010) als neue ARD-Expertin den Biathlon-Weltcup begleiten. sportschau.de sprach mit ihr über die neue Aufgabe und über ihre ganz spezielle Vorbereitung auf diesen Job.

    sportschau.de: Weltcup-Auftakt in Östersund: Für Sie das erste Mal, dass Sie in der Loipe und am Schießstand nicht aktiv sind, kommt da schon so was wie Wehmut auf?

    Kati Wilhelm: Bis jetzt noch nicht. Weil ich mich wirklich freue auf das, was jetzt kommt und weil ich nach der Saison einen klaren Schlussstrich gezogen habe. Ich habe mich sofort auf das Neue in meinem Leben gestürzt. Das ist jetzt alles ganz schön anders und interessant.

    sportschau.de: Ändert sich als ARD-Expertin jetzt Ihre Rolle gegenüber den ehemaligen Mannschaftskolleginnen und -kollegen?

    Kati Wilhelm: Ich hoffe nicht, dass die mich jetzt ganz anders behandeln. Ich selbst habe als Athletin das Fernsehen immer auch als Partner gesehen und ich glaube, das geht den Anderen ähnlich. Deswegen habe ich allen, auch den Männern im Team eine E-mail geschickt, als sie im Trainingslager im finnischen Muonio waren. Ich hab ihnen geschrieben, dass sie hier auf mich in meiner neuen Rolle als ARD-Expertin treffen werden. Und dass ich mir natürlich auch Informationen von ihnen erhoffe, weil eine meiner Aufgaben auch die Analyse sein wird. Das kann ich natürlich nur machen, wenn ich Hintergrundwissen habe und weiß, wie die letzten Wochen gelaufen sind. Wichtig ist aber auch, dass sie mir vertrauen können. Ich weiß, was ins Fernsehen gehört und was besser privat bleibt.

    Zweiwöchiges Praktikum beim rbb

    sportschau.de: Sie haben ja schon erwähnt, dass sie sich intensiv in die Vorbereitung auf ihre neue Aufgabe gestürzt haben, unter anderem haben Sie ein zweiwöchiges Redaktions-Praktikum beim ARD-Sender Rundfunk Berlin Brandenburg (rbb) gemacht, der für die Biathlon-Übertragungen in der ARD verantwortlich ist. Was genau haben Sie da gemacht?

    Kati Wilhelm: Ich hab zunächst einmal viel zugeschaut, bin mit den neuen Kolleginnen und Kollegen unterwegs gewesen. War zum Beispiel bei der Volleyball- und der Handball-Bundesliga dabei, beim Schwimm-Weltcup und ich hab mir beim rbb-Inforadio angeschaut, wie die Fußball-Bundesliga-Konferenz gemacht wird. So hab ich das Team kennengelernt, mit dem ich jetzt im Winter zusammenarbeite und ich hab auch schon ein paar Begriffe gelernt, mit denen ich ab jetzt konfrontiert werde, zum Beispiel weiß ich jetzt, was eine Off-Maz ist. Ich fand überraschend, was im Hintergrund passiert, wie z.B. die Grafiken auf den Bildschirm kommen. Das ist sicher nur ein Detail, über das ich mir als Zuschauerin aber noch nie Gedanken gemacht habe.

    Vorbereitung beim Friseur

    sportschau.de: Auch ein Friseur-Besuch gehörte ja zur Vorbereitung…

    Kati Wilhelm: Naja, das stand natürlich sowieso mal wieder an, aber meine Friseurin ist ja immer sehr kreativ. Und weil das ARD-Mikro, mit dem ich ab jetzt immer unterwegs bin, blau ist, hat sie mir zusätzlich noch blaue Strähnen verpasst. Ich war ja schon immer bunt, aber jetzt hab ich zehn verschiedene Farben auf dem Kopf! Die ganze Prozedur hat fünf (!) Stunden gedauert.

    Wilhelm: Lena hat noch viel Zeit

    sportschau.de: Jetzt sind die Zuschauer sicher gespannt auf Ihren ersten Auftritt. Kommen wir mal zum sportlichen Teil. Was erwarten Sie vom deutschen Frauen-Team zum Auftakt?

    Kati Wilhelm: Die deutschen Frauen waren ja hier in Östersund noch nie schlecht. Sicher liegen jetzt anstrengende Trainingswochen in Muonio hinter ihnen. Aber da ist ein Einzelrennen zum Auftakt eigentlich gar nicht so schlecht. Wenn man dann noch nicht ganz so spritzig ist, hat man ein paar Kilometer, um ins Rennen reinzukommen und kann sich vor allem aufs Schießen konzentrieren, was beim Einzelrennen ja eine enorme Bedeutung hat.

    sportschau.de: Doppel-Olympiasiegerin Magdalena Neuner ist zum Auftakt wegen einer Erkältung noch nicht dabei. Was bedeutet das für das deutsche Team?

    Kati Wilhelm: Für die Lena ist es wichtig, dass sie, wenn sie gesundheitlich angeschlagen ist, eine Pause macht. Sie kennt ihren Körper am besten. Im letzten Jahr hat sie beim Auftakt-Weltcup auch gefehlt und am Ende doch noch den Gesamtweltcup-Sieg geholt. Ihr Ziel in dieser Saison ist sicher der WM-Titel von Khanty Mansiysk und bis dahin ist noch viel Zeit. Trotzdem schade, dass sie nicht dabei ist. Natürlich konzentriert sich nach meinem Rücktritt, dem von Simone Hauswald und Martina Beck alles auf Magdalena Neuner und Andrea Henkel. Aber auch eher unbekanntere Athletinnen wie Sabrina Buchholz und Kathrin Hitzer können hier durchaus für eine Überraschung sorgen.

    Wolf gehört ins deutsche Team

    sportschau.de: Und was gibt es Berichtenswertes aus dem deutschen Männer-Team?

    Kati Wilhelm: Alexander Wolf ist für viele sicher überraschenderweise wieder im Aufgebot. Ich finde, dass er da auch reingehört. Seine Leistungen aus der Vergangenheit (u. a. dem 3. Platz bei der WM in Östersund 2008) haben gezeigt, dass er es drauf hat. Aber solche Leistungen haben ihm zuletzt viele nicht mehr zugetraut und so was kann einen Sportler zusätzlich motivieren. Er hat diesen Sommer nicht mit der Mannschaft trainiert, ist in der Vorbereitung eigene Wege gegangen. Mit Erfolg, wie die jüngsten Ergebnisse zeigen. Beim letzten mannschaftsinternen Trainingswettkampf in Muonio ist er Zweiter hinter Christoph Stephan geworden, wir können uns also auch bei den Männern auf spannende Wettkämpfe aus deutscher Sicht freuen.

    sportschau.de: Liebe Kati Wilhelm, Vielen Dank für das Interview. Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit.

    Quelle: www.sportschau.de