Sie sind hier: 
  • Olympiasiegerin Kati Wilhelm feiert ihren Abschied
  • Archiv

    02.07.2010

    Olympiasiegerin Kati Wilhelm feiert ihren Abschied

    Rote Haare, strahlendes Lächeln und jede Menge Medaillen: Kati Wilhelm beherrschte elf Jahre die Biathlon-Szene. Am Freitag will sich die dreimalige Biathlon-Olympiasiegerin mit einem Abschiedsfest im heimischen Steinbach-Hallenberg bei ihren langjährigen Wegbegleitern und Fans bedanken.

    Gab es in den letzten Monaten mal einen Moment, indem Sie Ihren Rücktritt bereut haben?  
    Nein. Das Leben ist jetzt auch angenehm. Bei mir kommt auch keine Langeweile auf.  

    Und Wehmut, als die ehemaligen Mannschaftskolleginnen im Mai wieder mit der Saisonvorbereitung begannen?  
    Im Gegenteil. Ich hatte eher Mitleid mit den Mädels, als das Wetter im Mai so schlecht war. Jeden Tag nass werden  nee, das muss ich nicht mehr haben.  

    Viele haben gehofft, dass Sie erst nach der WM 2012 in Ruhpolding aufhören. Warum doch jetzt schon?  
    Das war eine schwierige Entscheidung, aber die wäre mir vermutlich auch nicht in zwei Jahren leichter gefallen. Dann hätte Sotschi vor der Tür gestanden - obwohl, das wäre doch utopisch gewesen. Ich sehe das so: Nun habe ich zwei Jahre gewonnen, um auch das Leben nach dem Sport zu genießen.  

    Wer Sie kennt, weiß, dass Sie aber nicht der Typ zum Beine hochlegen sind...
    Das bin ich wirklich nicht. Wenn ich nur Hausfrau werden wollte, hätte ich ja auch noch weiter beim Biathlon bleiben können. Naja, nur mit dem Kinderkriegen muss ich mich beeilen. Mir ist aber eine Karriere nach der Karriere wichtig.  

    Und wie sind da die Pläne?  
    Ich habe jetzt viel bei meinem Studium in Ansbach geschafft. Vielleicht habe ich sogar nächsten Sommer alle Kurse zusammen. Dann kommt noch ein Praxissemester in einer Firma.  

    Bayern-Chef Ulli Hoeneß hat doch Ihrer Kollegin Magdalena Neuner einen Job angeboten. Vielleicht können Sie ja dort Ihr Praktikum machen...  
    So ein Angebot liegt mir nicht vor. Obwohl es auch ein bisschen irreal ist, von den Skiern ins Managerbüro zu springen.  

    Ihr ehemaliger Teamkollege Ricco Groß hat seinen TV-Job bei der ARD aufgegeben. Wäre das nicht was für die eloquente Kati Wilhelm?  
    Das würde ich sehr gern machen. Ich führe auch schon Gespräche mit dem Sender.  

    Zumal Ihr Freund Andreas Emslander jetzt Cheftechniker der Deutschen ist und Sie im Winter gemeinsam unterwegs sein könnten.
    Ja, das spricht natürlich auch dafür. Auf jeden Fall wäre so ein TV-Job eine schöne Sache.  

    Sie haben von Ihrer Heimatstadt ein Grundstück in Steinbach-Hallenberg geschenkt bekommen. Werden Sie dort auch irgendwann bauen?  
    Da habe ich noch keine Pläne, demnächst aber bestimmt nicht.  

    Wo wird Ihr Lebensmittelpunkt sein? In Thüringen oder Bayern?  
    Das weiß ich auch noch nicht, hängt aber sicher auch davon ab, was ich in nächster Zeit noch machen werden.  Sie haben jetzt sechs Jahre in Ruhpolding trainiert.

    Fühlen Sie sich noch als Thüringerin?  
    Ja klar. Thüringen ist und bleibt meine Heimat. Damals habe ich einen neuen Trainingsreiz gebraucht, deshalb bin ich dorthin gezogen. Jetzt brauche ich den Trainingsplatz nicht mehr. Ich bin die ganze Zeit in Thüringen, war die letzten Monate nur zwei Nächte in Ruhpolding.  

    Wenn Sie noch einmal zurückblicken: Was war der schönste Moment als Biathletin?  
    Der Olympiasieg in Turin. Der Druck war groß, weil ich es selbst und auch viele von mir erwartet haben. Den Erfolg konnte ich noch mehr genießen, als die ersten Goldmedaillen in Salt Lake.  

    Und Ihre schwierigste Zeit?  
    Das war sicher nach Salt Lake City, als alle meinten, ich hätte ein Tief und die PR-Termine seien mir zu viel geworden. Dabei ist das in einer Sportlerkarriere ganz normal.  

    Ihr Mut zur Veränderung hat Sie stets ausgezeichnet - ob der Wechsel oder die roten Haare. Bleibt das Ihr Markenzeichen auf Lebenszeit?  
    Na, wenn ich 60 bin und immer mehr graue Haare habe, dann bestimmt nicht mehr. Aber jetzt gefällt es mir noch und ich kann mir die Zeit nehmen, stundenlang beim Frisör zu sitzen.  

    Passend zur WM wäre ja im Moment Schwarz-Rot-Gold angesagt. Wie tippen Sie denn das Spiel gegen Argentinien? 
    Deutschland gewinnt 2:1.

    Quelle www.tlz.de