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    19.02.2010

    «Rotkäppchen» Wilhelm träumt vom Happy End

    Whistler (dpa) - Noch träumt Kati Wilhelm bei ihrem letzten Olympia-Auftritt vom Happy End. «Jetzt hoffe ich, dass es im Massenstart funktioniert. Und wenn nicht, dann habe ich ja auch noch die Staffel«, sagte die als «Rotkäppchen» bekanntgewordene Biathletin.

    Wilhelm belegte den unglücklichen vierten Rang im 15-Kilometer-Rennen. «Das ist der blödeste Platz, den du bei Olympischen Spielen haben kannst», sagte die Sportsoldatin. Nur kurz schaute sie traurig, dann blickte sie trotzig in die Runde: «Aber auch den muss man erst einmal erreichen.»

    Kati Wilhelms letztes Olympia-Rennen als Solistin folgt am 21. Februar beim Massenstart. Die mit drei Gold- und drei Silbermedaillen noch immer erfolgreichste Biathletin bei Winterspielen hat ihren Traum noch längst nicht begraben. «Wenn ich so schieße wie im Einzel und dann vielleicht nur eine oder zwei oder keine besser ist als ich, dann ist es gut.» Die in Bayern lebende Thüringerin will kämpfen: «Ich bin jetzt schon ganz nah ans Podium ran, vielleicht klappt es ja noch im letzten Einzel-Rennen.»

    Wie sehr sie sich die Medaille wünscht, zeigt ihre Gemütslage bei ihrem einzigen Fehlschuss, der die Medaille kostete. «In dem Moment, wo ich abgedrückt habe, habe ich mir gedacht, hättest du doch noch mal geatmet.» Blau angelaufen sei sie schon. Mit einer Strafminute belastet, lag sie 36,3 Sekunden hinter dem Bronzeplatz zurück. «Aber hadern bringt nichts.»

    Die 33-Jährige, die vor zehn Jahren im Biathlon-Weltcup ihr Debüt gab, ist so gut und vor allem auch so beliebt, dass sie vor vier Jahren in Turin die deutsche Fahne bei der Eröffnungsfeier tragen durfte. Deutschland «Sportlerin des Jahres» 2006 hat in ihrer Karriere als Skijägerin 35 Weltcup-Siege geschafft, sie war fünfmal Weltmeisterin. 1998 bei Olympia in Japan war sie als Langläuferin noch ohne Gewehr unterwegs. Damals übrigens als Blondine.

    Nagano, Salt Lake City, Turin und nun Vancouver - der Kreis schließt sich für eine der erfolgreichsten deutschen Sportlerinnen. «Ich denke nicht darüber nach, dass es meine letzten Olympischen Spiele sind. Sonst müsste ich ja jedes Mal heulen, das war mein letzter Sprint, meine letzte Verfolgung, mein letztes Einzel», sagt sie. Stattdessen hofft sie auf einen glänzenden, vielleicht sogar goldenen Abgang von der Olympia-Bühne. «Ich bin nicht relaxt, weil ich noch nicht erreicht habe, was ich erreichen will.»

    Das starke deutsche Team gibt ihr Schützenhilfe. «Wir haben hier jedes Mal so ein kleines internes Qualifikationsrennen. Das ist auch so ein kleiner Druck, der auf uns lastet», verriet Kati Wilhelm. «Wenn man den immer besteht, dann sollte doch vielleicht auch beim Massenstart die Möglichkeit bestehen, alles richtig zu machen, damit es dann endlich klappt.»

    © sueddeutsche.de - erschienen am 19.02.2010 um 09:12 Uhr