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    10.02.2010

    "Ich bin mehr der Hauruck-Student"

    Vor vier Jahren in Turin trug Kati Wilhelm bei der Eröffnung die Fahne und am Ende drei Medaillen. Auch für die Olympischen Spiele in Vancouver hat die Biathletin hohe Ziele – trotz Dreifachbelastung von Sport, Bundeswehr und Studium.

    UNICUM: Neben dem Biathlon studierst du auch noch „Internationales Management“ – wie funktioniert das?
    KATI WILHELM: Ich bin mehr der Hauruck-Student. Wenn wieder eine Klausur oder Studienarbeit ansteht, muss auch mal ein paar Tage durchgearbeitet werden. Dann muss man sicher auch mal intensiver ran. Aber ich schaffe es nicht, mich regelmäßig jeden Tag hinzusetzen und irgendetwas zu machen. Aber dafür ist es ja auch ein Fernstudium, was ich ganz gut strecken kann. Ansonsten ist es schön, auch Präsenzphasen zu haben und es macht dann auch mal Spaß, so ein bisschen am Studentenleben teilzunehmen.

    UNICUM: Was fehlt dir aus dem „echten“ Studentenleben?
    WILHELM: Eigentlich habe ich null Kontakt zu den normalen Studenten. Man sieht sich mal in der Mensa, aber wir sind ja ein reiner Studiengang für Sportler und Ex-Sportler und dadurch sind wir eher unter uns. In das richtige, normale Studentenleben hat man wenige Möglichkeiten hereinzuschnuppern.

    UNICUM: Bleibt es bei deinem Plan, dich nach Olympia aus dem Sport zurückzuziehen?
    WILHELM: Nein, das steht noch nicht fest. Ich werde nach Olympia noch in der Saison entscheiden, wie es weitergeht. Jetzt sind erst einmal die Olympischen Spiele wichtig, und alles andere sehen wir danach.

    UNICUM: Gibt’s denn am Wettkampftag konkrete Outfits, Accessoires oder Glücksbringer, die du brauchst?
    WILHELM: Na ja, ich sollte meine Waffe dabei haben (lacht). Mein Ritual vor dem Start ist eigentlich immer, dass ich eine neue Mütze und neue Handschuhe anziehe. Das ist dann für meinen Körper das Signal: Jetzt geht’s los. Dann noch ein Fisherman’s Friend und dann sollte eigentlich nichts mehr anbrennen. Aber das sieht man dann ja auf der Strecke.

    UNICUM: Einige Sportler haben einen bestimmten Song bei Wettkämpfen, um sich hochzufahren oder danach wieder runterzukommen. Hast du so etwas auch?
    WILHELM: Nein, ich bin nicht so der Musikfreak. Ich höre Musik, aber ich habe jetzt keine Lieder, mit denen ich irgendetwas verbinde oder die mich in eine bestimmte Stimmung bringen. Das funktioniert sicherlich, aber ich bin da nicht so musikinteressiert, dass ich das auch habe. Ich habe zwar immer einen MP3-Player dabei, aber mir ist das auch einfach zu umständlich mit den Kopfhörern und der Mütze und den Handschuhen. Und wenn man dann noch etwas verstellt – das ist mir viel zu nervig.

    UNICUM: Hast du eigentlich eine besondere Beziehung zu deiner Waffe?
    WILHELM: Das kommt ganz darauf an. Ich bin sicherlich nicht so eine ganz Schlimme in der Beziehung. Es gibt Kollegen, die als Erstes nach dem Training, die Waffe aus der Hülle nehmen, trocken und säubern und so. Ansonsten, wenn der Wettkampf richtig gut war, ist man auch manchmal so bescheuert und spricht auch mal kurz mit seiner Waffe.

    UNICUM: Hat die auch einen Namen?
    WILHELM: Nee. Aber dann sagt man halt mal „Du warst heute gut“ „Das hast du schön gemacht“ oder „Heute greifen wir noch einmal an“. Da spricht man dann schon in der Mehrzahl und ist stolz auf sich und seine Waffe.

    UNICUM: Du bist Sportsoldatin im Range eines Hauptfeldwebels. Weißt du eigentlich so ganz genau, wer dir da unter- und übergeordnet ist bei der Bundeswehr?
    WILHELM: Das ist eine Fangfrage (lacht). Also, ich habe meinen Spieß, also meinen Oberstabsfeldwebel Diederich in Oberhof, das ist mein Chef. Und so direkt unterstellte Soldaten habe ich ja nicht als Sportsoldat. Von daher war’s das schon (lacht).

    UNICUM: Gibt es etwas, weswegen du dich von deinem Markenzeichen, deiner Haarfarbe, trennen würdest?
    WILHELM: Zurzeit sicherlich nicht, weil es ganz gut zu mir passt und mir auch gefällt auf meinem Kopf. Ich wüsste jetzt nicht, warum ich es ändern sollte. Wenn es mir irgendwann dann doch zu umständlich wird, immer den weiten Weg zum Friseur (ins fränkische Bad Mergentheim) auf mich zu nehmen, dann müsste halt mal eine Tönung her. Aber ansonsten gehe ich ganz gerne zum Friseur. Und bin jedes Mal wieder gespannt, was dabei herauskommt. Bis jetzt sind mein Friseur und ich immer noch der Meinung, dass es beim nächsten Mal auf jeden Fall wieder Rot wird.