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    28.11.2006

    Kati ist Biathletin der Saison 2005/06

    «Ehrungen sind immer schön und motivierend, doch kein Garant für Erfolge in der Zukunft. Sie machen aber Spaß», ordnet Kati Wilhelm die bevorstehende Auszeichnung ein.

    Genau der Spaß war auch entscheidend, dass die 30 Jahre alte Thüringerin vom SC Motor Zella-Mehlis ihren vierten Olympia-Zyklus bis Vancouver 2010 angehen will. 1998 reichte es als Langläuferin zum fünften Platz mit der Langlaufstaffel. Bei den Spielen 2002 und 2006 sammelte sie je drei Mal Gold und Silber - und ist damit erfolgreichste deutsche Skijägerin im Zeichen der olympischen Ringe. Das bescherte ihr im vergangenen Winter Ruhm und Ehre sowie zahlreiche Einladungen zu Shows und Events. «Doch der Stress hielt sich im Rahmen, vielleicht auch durch die Fußball-WM, die viel Aufmerksamkeit auf sich zog. Außerdem suche ich mir immer aus, ob es etwas für mich ist. Ich mache nicht alles», betont Kati Wilhelm, die den Rummel um ihre Person auch geniest.

    Trotzdem fand sie die Zeit, um ein Fernstudium für internationales Management in Ansbach nicht nur zu beginnen, sondern dabei bisher auch im Plan zu bleiben. «Schließlich muss man auch an die Zeit nach dem Sport denken. Schön wäre es, wenn ich dann im Umfeld des Sports arbeiten könnte, vielleicht im Marketing oder beim Fernsehen», meint Wilhelm. Außerdem sei das Studium gut, um nicht nur an den Sport zu denken: «Du wirst unter Druck gesetzt, etwas anderes zu machen.»

    Vernachlässigt hat sie ihren derzeitigen Hauptjob keinesfalls, obwohl ihr im Ruhpoldinger Trainingsstandort Uschi Disl als Maßstab fehlt. Ganz bewusst hat Kati Wilhelm im Sommer einen anderen Weg als bisher gewählt. Sie hat sich eine längere Pause gegönnt, ist später als gewohnt ins Training eingestiegen, hat weitaus mehr für die Kraftausdauer, die Lauftechnik und die Schieß-Geschwindigkeit getan. «Die vier Jahre bis Vancouver sind lang. Da musste ich einfach mal etwas Neues probieren, ehe ich dann bei den gemeinsamen Trainingslehrgängen wieder mit der Mannschaft zusammen war.»

    Mit ihrem Lebensgefährten Andreas Emslander tourte sie im Juli erst zwei Wochen mit dem Wohnmobil durch Kanada, ehe sie anschließend sowohl auf den gut erhaltenen Olympia-Anlagen in Salt Lake City nach Plänen von Bundestrainer Uwe Müßiggang trainierte als auch lange Anstiegsläufe in den Rockys absolvierte. «Da ging's mit Skirollern in gut zwei Stunden bis auf 3500 Meter hoch. Da bekommt man Gefühl für den technisch sauberen Vortrieb», berichtet sie. Als neuer persönlicher Ski-Servicemann wird Emslander im Winter ihr ständiger Begleiter sein. Erfahrungen sammelte er bereits in den Vorjahren in dem Job beim US-Biathlonteam sowie als Wachser für Ricco Groß.

    Auch sportlich hat sich Kati Wilhelm eine neue Motivation gesucht. «Ich will endlich wieder eine WM-Einzelmedaille gewinnen», gesteht sie. Ihre bisher einzige war das WM-Gold von 2001 im Sprint. Der Gesamtweltcup ist bislang zweitrangig. «Den kann man nicht planen. Das ergibt sich von selbst - wenn die Form über den ganzen Winter passt. Abschlagen würde ich ihn aber nicht», gesteht sie schmunzelnd.

    Quelle: Financial Times Deutschland vom 28.11.2006