05.02.2011

"Man muss ständig arbeiten"

Presque Isle - dieser Name sagt den Biathlon-Fans noch nicht viel. 2006 fanden hier die Junioren-Weltmeisterschaften statt - nun feiert der kleine Ort im US-Bundestaat Maine seine Weltcup-Premiere. Was hält ARD-Expertin Kati Wilhelm von der Atmosphäre und den Strecken? sportschau.de hat die Olympiasiegerin vor Beginn der Rennen nach ihren Eindrücken gefragt.

sportschau.de: Ein neuer Weltcup-Standort: Presque Isle im Nordosten der USA, was erwartet die Athleten hier?

Kati Wilhelm: Ich finde es hier typisch amerikanisch - auf den Biathlonsport bezogen. Ähnlich wie in Fort Kent und Lake Placid, wo ich als Athletin noch dabei war. Man läuft durch Birkenwäldchen. Die Strecke ist sehr natürlich angelegt. Die landschaftlichen Gegebenheiten wurden schön genutzt. Die Wellen, Kurven und die Hügel sind schon da und nicht künstlich angelegt, das Profil ist hier schon von der Natur "Biathlon-tauglich" vorgegeben.

sportschau.de: Was bedeutet das für den Wettkampf?

Kati Wilhelm: Die Strecke ist schon selektiv, man muss ständig "arbeiten", es gibt wenige Stellen, wo man sich mal ausruhen kann. Die Anstiege sind nicht sehr steil, aber anspruchsvoll, da es viele Wechsel in der Steigung gibt. Wenn man dann oben ist, gibt es lange Übergänge, bis dann wieder eine Abfahrt kommt. Auf diesen Übergängen kann man viel Zeit verlieren, wenn man da schon glaubt, einen Gang rausnehmen zu können. Da muss man ständig weiterarbeiten. Auch in den Kurven, die es hier reichlich gibt, müssen die Athleten durch ständiges Umtreten weiter Geschwindigkeit machen. Also schon eine wenig spektakuläre, aber anspruchsvolle Strecke.

Deutsches Team von Blizzard verschont

sportschau.de: Ein Blizzard hatte am Dienstag und Mittwoch Teile des amerikanischen Nordostens lahmgelegt. Wie verlief unter diesen Bedingungen die Anreise der Athleten?

Kati Wilhlem: Das deutsche Team hatte keine Schwierigkeiten, weil es bereits am Montag angereist ist, also noch vor dem Schneesturm. Aber zum Beispiel die ukrainische Mannschaft ist in Boston mit dem Flugzeug nicht mehr weitergekommen und musste dann eine 14-stündige Busfahrt unter teilweise sehr widrigen Bedingungen auf sich nehmen.

Tim Burke fehlt beim Heim-Weltcup

sportschau.de: Biathlon und die USA verbindet man nicht so unbedingt miteinander. Wie reagieren denn die Menschen hier auf ein in Europa doch sehr wichtiges Sportereignis?

Kati Wilhelm: Hier gibt es natürlich nicht so viele Biathlon-Fans wie zum Beispiel in Deutschland, aber die Amerikaner sind ja generell sehr sportinteressiert und lassen sich schnell auch für einen hier eher unbekannten Sport begeistern. Das ist ja auch das größte Sportereignis, was die Leute hier die letzten Jahre hatten. Das wird auch sehr deutlich, wenn man sieht, wie schon die Vorberichterstattung in den lokalen Medien lief. Die Volunteers sind super engagiert. Was die hier auf die Beine gestellt haben - aus dem Nichts - ist wirklich eindrucksvoll. Und nicht zuletzt hat natürlich auch der US-amerikanische Biathlet Tim Burke mit seinen Erfolgen dafür gesorgt, dass die Amerikaner unseren Sport wahrgenommen haben. Aber Tim Burke ist ja leider nicht dabei, er hat eine Grippe.

Neuner mit guten Erinnerungen

sportschau.de: Gibt es Neuigkeiten vom deutschen Team?

Kati Wilhelm: Michael Greis läuft nicht, weil er nach den anstrengenden Wochen in die Regeneration gehen will. Er trainiert in Ruhpolding, aber nach Fort Kent, also zum nächsten Weltcup, kommt er. Bei den Männern gab es ein paar kleinere Erkältungen. Die Frauen sind soweit fit - außer Andrea Henkel. Sie hatte ein paar gesundheitliche Probleme und verzichtet deshalb auf die Mixed-Staffel.

Magdalena Neuner, die ja bei der Junioren-WM 2006 hier gewonnen hat, hat sicher gute Erinnerungen an die Strecke. Sie ist damit auch die Einzige von den deutschen Frauen, die hier schon im Wettkampf gelaufen ist und freut sich sicherlich auf die Rennen. Überhaupt sind hier einige Athleten dabei, die bei der Junioren-WM erfolgreich waren und jetzt schon in der Weltspitze angekommen sind: Tarjei Bö, Dominik Landertinger, Svetlana Sleptsova, Vincent Jay ... Das war damals ein richtig guter Junioren-Jahrgang!

sportschau.de: Kati Wilhelm, wir danken Ihnen für das Gespräch!

Quelle:http://www.sportschau.de/sp/wintersport/news201102/04/biathlon_interview_wilhelm.jsp

(Das Interview führte Birgit Hofmann)

 

 

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