26.03.2010

"Möchte mich vom Publikum verabschieden!"

Noch bevor Martina Beck und Simone Hauswald ihr Karriereende bekanntgaben, machte Kati Wilhelm ihre Entscheidung schon öffentlich. Im Interview mit biathlon-online.de sprach sie über ihre Entscheidung und ihre Zukunftsaussichten.

Kati, wusstest Du schon vor der Saison, dass Du aufhören würdest?
Ich habe letztes Jahr in Korea schon eine Aussage in die Richtung gemacht. Aber da war ich mir noch nicht sicher. Selbst jetzt hatte ich in der Saison noch nicht das Gefühl, dass ich aufhören wollte. Aber ich wollt auch nicht zu oft drüber nachdenken, sondern die Entscheidung erst nach den Spielen fällen. 

Warum hast Du es danach gleich öffentlich gemacht?
Vor allem wollte ich die Entscheidung für mich selbst endgültig fällen und vor allem der Fragerei aus dem Weg gehen, die ja auch während Olympia immer wieder aufkam. Ob ich denn nun weitermachen würde oder nicht. Aber ich bin 1990 auf die Sportschule gekommen und habe seitdem Leistungssport gemacht, das ist genug nun.

Ist die Entscheidung nur Kopfsache gewesen oder hast Du auch Deine Fitness schwinden sehen?
Beides. Natürlich wollte ich abtreten, wenn ich noch vorn dabei bin. Und es geht zu schnell, dass man es nicht mehr ist. Man hat es nicht selbst in der Hand. Aber das war eine gute Saison und mit der Medaille habe ich nochmal ein Ziel erreicht. Von daher war es eine gute Zeit zum Abtreten. Es kostet auch enorm Kraft, die ganze Zeit mit dem Kopf im Leistungsport dabei zu sein, so nun freu ich mich auf die Zeit danach und daheim.

Deine Familie ist hier mit dabei, bist Du solch ein Familienmensch?
Letzteres auf alle Fälle, aber vor allem wollte ich meine Eltern bei meinen letzten Rennen gern dabei haben. Ich denke, für sie war es manchmal härter als für mich, die Anstrengung und Anspannung wenn etwas nicht gut lief. Sie wollten immer, dass es für mich gut ausgeht und haben sich sicher mehr mit schlechten Ergebnissen gequält, als ich. Jetzt lernen sie auch mal Russland kennen und können bei meinem Abschied dabei sein.

Hättest Du als Familienmensch eher aufgehört, wenn Dein Freund nicht im Weltcup dabei wäre?
Das kann ich gar nicht so richtig beurteilen. Klar war es schwer zu koordinieren, als ich noch einen Freund hatte, der mit Sport nichts zu tun hatte. Aber ich hätte sicher immer eine Lösung gefunden, denn Vancouver war schon vor etlichen Jahren mein Fernziel.

Weißt Du schon ob Du Sonntag oder Samstag Dein letztes Rennen laufen wirst?
Sicher Samstag, ich glaube nicht, das ich Sonntag noch laufe. Ich möchte gern ein schönes Abschiedsrennen haben und der Massenstart ist sicher besser geeignet. In Oslo wollte ich schon gern vor dem Publikum winken, aber dann kam Anna-Carin angerast und ich habe noch einen Zielsprint hingelegt, den ich auch noch verloren habe. Da hat mich einfach der Ehrgeiz gepackt.

In Russland soll das nicht wieder passieren?
Ehrlich? Ich denke schon die ganze Zeit drüber nach. Natürlich will ich meinen Abschied genießen. In einer Staffel geht das nicht so einfach, aber im Massenstart stellt sich mir die Frage: Wie stell ich das an? Das kommt sicher auf die Platzierung an. Eigentlich muss ich niemanden mehr etwas beweisen, aber dennoch will man als Sportler sein bestes geben!

Martina Beck meinte im Interview, Du würdest einen guten Nationalcoach abgeben. Wäre das etwas für Dich?
Eigentlich ist das nicht mein Plan und ich habe noch nicht drüber nachgedacht, aber wenn sie das meint (lacht). Ich werde jetzt erstmal abtrainieren und mein Studium beenden und dann weitersehen. Aber das hat Priorität. Und ein Trainer-Diplom werde ich sicher nicht drauflegen. Ich denke auch nicht unbedingt, dass man ein besserer Trainer ist, nur wegen einem Diplom. Ob das je was wird mit mir als Trainer, wird ja die Zukunft zeigen.

Demnach siehst Du der ganz gelassen entgegen?
Absolut. Es wird zwar eine Umstellung, aber ich freue mich darauf. Weniger bzw. anders reisen, einfach neue Dinge ausprobieren. Und weg vom Biathlon-Fenster bin ich noch lange nicht. Andi wird weiter reisen. Und ich werde sicher auch Möglichkeiten haben, noch im Biathlon dabei zu sein.

Quelle: www.biathlon-online.de,
Geschrieben von Viktoria Franke
Fotos: picture alliance

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